Island Reise 2016

von monika

(Bilder in der Galerie Island)

Island Teil 1

Gepant habe ich vorerst, die Südküste bis Vik und Höfn zu bereisen. Ende Woche möchte ich dann ins Hochland fahren.

Ich bin gespannt was mich erwartet und wie es sein wird, alleine on Tour zu sein. Auch bin ich gespannt, wie sich das Land in den letzten 12 Jahren verändert hat. Als ich 2004 zum ersten Mal dort war, hatte es kaum Touristen und wir fuhren damals oft mehrere 100km am Tage über Schotterpisten. Sechs Jahre später, gab es kaum mehr Schotterstrassen auf der Ringstrasse. Dafür waren Tankstellen und Shops wie Pilze aus dem Boden geschossen. Wo man 2004 noch gut planen musste, wo man einkaufen und Diesel tanken kann, war das 2010 kaum mehr ein Thema. 2010 zog es mich dann auch eher in die Westfjorde, da es dort immer noch sehr ruhig und touristisch nicht so überlaufen war.

Nun.. ich bin neugierig, was mich 2016 im hohen Norden erwartet.

 

Island Teil 2

Das mit der Wettervorhersage lief irgendwie schief. Es ist sehr stürmisch, regnet und windet starkt.. auch das ist Island. Dadurch bin ich nun aber ausgeschlafen. War ja auch nötig! Doch erst musste ich mich daran gewöhnen, dass der Bus vom Wind geschüttelt wird und um den Wagen pfeift.

Zwischen durch bin ich aufgewacht, sah raus und das es nichts zu verpassen gab, drehte ich mich um und schief weiter. Nun bin ich fit 🙂 Auf dem Campingplatz sind Auto/Zelt Reisende. Die sind entweder sehr Abenteuerlustig oder low Budget unterwegs. Jedenfalls möchte ich nicht tauschen. Ich sitze in meinem Bus, trinke Kaffee und überlege, wo es sich lohnt hin zu fahren oder ob ich einfach das stürmische Wetter hier aussitzen soll. Wahrscheinlich fahre ich später nach Vik. Dieser Ort kenne ich ja noch nicht anders als bei Sturm und Wind.. Vielleicht kommt ja dann später doch noch die Sonne. Mal sehen..

Ich war aber schon sehr erstaunt als ich hier in Island angekommen bin. Schon der Flughafen ist grösser geworden und weitere Ausbauten sind im Bau. Es hat viel mehr Autos unterwegs, die Strassen sind breiter und bis dahin kam ich an keiner einspurigen Brücke vorbei. Alles ist auf mehr Tourismus ausgelegt. Einkaufen und tanken kann man mittlerweile in jeder kleinen Ortschaft. Gestern Abend war der Menschenauflauf vor dem Seljalandsfoss enorm. Autos, Camper, Reisecars.. der erweiterte Parkplatz war voll und die Menschen schwirrten wie Ameisen um den Wasserfall herum.

 
Island Teil 3

Am Mittwoch fuhr ich Richtung Vik weiter. Unterwegs machte ich eine Wanderung dem Meer entlang und auf einem Klippenberg zu einem Leuchtturm. Es war stark bedeckt, aber es blieb trocken. Angenehm zum Wandern, schlecht zum Fotografieren. was aber angesichts der Menschenmassen nicht weiter tragisch war. Hätte eh nichts gegeben. Da war mehr als bloss eine blaue Jacke im Bild 🙂

Abends in Vik übernachtete ich auf einem Campingplatz. Ich freute mich auf eine Dusche. Später ging ich noch an den schwarzen Strand. Es sieht wundervoll aus. Schwarzer Sand, weisse Wellen.. das Rauschen des Wassers, das Kreischen der Vögel. Und dort hatte es dann für einmal nicht viele Menschen. Okay.. ich war sehr spät noch unterwegs 😉

Am nächsten Morgen schien die Sonne. Ein herrlicher Tag! Nachdem ich noch einmal am Strand war, fuhr ich weiter Richtung Osten. Unterwegs ging weg von der Ringstrasse und fand eine schöne Gegend zum Wandern. Nach dem Pic-Nic auf der Klippe ging ich zurück und fuhr weiter bis zum Gletschersee Jökulsárlón. Ich hatte lange, da ich natürlich immer wieder mal anhalten «musste», aber schlussendlich war ich dann kurz nach 19 Uhr dort und wollte mir erst mal einen Kaffee gönnen. Da kam ich zu spät. Das Restaurant schloss um 19 Uhr und auch die Toiletten waren nicht mehr zugänglich. Da musste ich mich halt anders organisieren und machte mir einen Kaffee im Bus, bevor ich an den Strand runterging. Dort konnte ich auch gleich den Bus lassen, wo ich dann über Nacht stehen blieb.

Es war eindrücklich, wie es die Eisschollen in allen Grössen und Formen an den dunklen Strand spülte. Der Himmel wurde leider nicht so rot, wie ich es mir gewünscht habe. Daher ging ich dann nach Mitternacht mal schlafen. Um vier stellte ich mir den Wecker. Es hatte Nebel gegen Morgen, also schlief ich noch ein paar Stündchen weiter. Als ich dann kurz vor acht an den Strand ging, war das Licht speziell und es war noch niemand sonst unterwegs.
Als der Nebel wieder dichter wurde, verschwand ich in den Bus und machte mir Frühstück.

Die Hochland Routen sind alle noch gesperrt. Normalerweise kann man die Strassen und Pisten ab dem 1.6. befahren. Dieses Jahr hat es noch zu viel Schnee und Schmelzwasser. Also muss ich meine Route ändern und entschied, zurück zu fahren und anschliessend auf die Snæfells Halbinsel und später in die Westfjorde zu fahren.

Nun bin ich bin in Hella angekommen. Nach der wildcampierten Nacht gestern, genoss ich die Dusche (wenn man dem so sagen darf..) und gönnte mir eine warme Mahlzeit im Restaurant vom Campingplatz.
Ein schönes Wochenende wünsch ich euch allen und grüsse euch herzlich aus Island!

 
Island Teil 4

Gestern fuhr ich von Hella im Süden, nach Grundarfjörður, auf der Snaefellsnes Halbinsel. Unterwegs entschied ich mich, nicht den schnellsten Weg zu fahren, sondern durch ein Naturschutzgebiet, wo ich noch nie vorher war. Zudem heilt ich immer wieder an..  und so zog sich meine Fahrt in die Länge.

Ich kam erst abends um neun an. Ich entschied mich, das Auto an einem Strand abzustellen. Ich hoffte, der Sonnenuntergang würde den Himmel verfärben.. Ich stiefelte im wahrsten Sinne des Wortes am Strand rum.. doch es blieb blau bis um halb eins. Meine Füsse waren Eis kalt.. Ich machte mir einen Kaffee und habe das angenehme mit dem Nützlichen verbunden 🙂

Bis um 3.30h legte ich mich schlafen. Ein Blick aus dem Fenster lies mich meinen inneren Schweinehund (der gerne weitergeschlafen hätte) überwinden. Ich ging zum Strand und wurde mit einem goldenen Sonnenaufgang belohnt.

Da um fünf noch keine Touristen unterwegs waren, ging ich zurück zum Kirkjufellsfoss, wo abends zuvor noch viele Menschen rumstanden. Heute Morgen war da niemand der im Bild stand 😉

Nach dem Frühstück wollte ich nach Stykkishólmur fahren um auf dem Camping zu bleiben bis morgen Montag Nachmittag. Ich fuhr los und nach ca. 15km, sah ich Autoteile auf der Fahrbahn. Ich sah, dass ein Auto in den Graben gestürzt war und auf dem Dach lag. Ich hielt an und ein junger Mann kam mir entgegen. Er war betrunken und hatte Schrammen an den Arben und zwei, drei kleine Wunden im Gesicht.

Ich fragte, ob ich ihm helfen könne und ob er einen Arzt brauche. Er wollte nur telefonieren. Aber er wusste die Nummer seines Freundes nicht. Polizei wollte er nicht. Ich fragte ihn, ob noch andere Personen im Auto seien. Er verneinte. Ich sah aber ein Schuh und bekam Angst, dass da doch noch jemand im Autofrack sein könnte. Ich ging mit Herzklopfen hin und sah nach. Es war niemand mehr drin.. Der Fahrer hatte bloss den halben Haushalt im Auto liegen.

Ich gab ihm Wasser und half das Blut weg zu putzen. Er bedankte sich herzlich und sagte, er gehe zu Fuss in die nächste Ortschaft! Er torkelte davon, während ich die Trümmer von der Strasse räumte. Er kam aber bald zurück, da er wohl doch begriff, dass 15km in seinem Zustand nicht ganz ohne wären.. Er liess sich zurück nach Grundarfjörður fahren, wo er angeblich Bekannte hatte.

Mir ging das Ganze recht nahe. Er war im Alter meiner Söhne.. Er tat mir leid, als er so traurig da sass.. wohl wissend, dass er Scheisse gebaut hatte und sein Auto im Eimer war.

Als ich dann verspätet doch an meinem Ziel ankam, gönnte ich mir erst mal einen Kaffee..

 
Island Teil 5

In Stykkisholmur blieb ich dann von Sonntag Vormittag bis Montag Nachmittag. Es tat gut, mal nicht zu fahren und es einfach gemütlich zu nehmen. Die Outdoor Dusche war speziell, aber ich genoss es, unter freiem Himmel unter dem warmen Wasser zu stehen, nachdem ich die Nacht zuvor ja wild campiert hatte.

Es war sonnig und angenehm warm, so dass ich draussen sitzen konnte und mit einem Kaffee auch mal zum Lesen kam.

Die Fähre brachte mich dann in die Westfjorde.  Es war neblig und die Fahrt über viele Kilometer Schotterpiste, zog sich in die Länge. Es war nach 21 Uhr, als ich auf dem Campingplatz (der keiner mehr ist.. die Toiletten sind mittlerweile einfach mit einem Brett geschlossen worden) ankam.

Ich beschloss den einen Kilometer noch anzuhängen und doch gleich auf die Klippen zu fahren um zu sehen, ob die Papageientaucher da sind.

Es waren mehrere einzelne Tiere und Paare da. So unendlich süss! Der dicke Nebel erschwerte das Fotografieren. Trotzdem konnte ich es nicht lassen.

Als alles, ich inklusive, vom Nebel durchnässt war, fuhr ich zurück auf den «Campingplatz», weil auf den Klippen das Übernachten verboten war.

Am nächsten Morgen schien die Sonne. Ich mahnte mich selber zur Ruhe und trank einen Kaffee, während ich die Kamera parat machte und mich anzog. Für Frühstück nahm ich mir nicht Zeit. Ich wollte oben sein, bevor die Touristen Ströme da ankamen.

Ich stellte dann fest, dass nur noch ein paar einzelne Puffins zu sehen waren, während ich den Klippen entlang Richtung Keflavik ging. Dafür hatte es sehr viele andere Seevögel. Ich begegnete zwei älteren, deutschen Herren, die mir erklärten, die Papageientaucher kämen erst am Abend wieder aus ihren Höhlen.

Es war Ironie des Schicksals. Da habe ich 6 Jahre damit verbracht, mit mir zu hadern, dass ich mich auf der letzten Reise nicht durchgesetzt hatte, dabei wären wohl auch damals am Morgen keine Papageientaucher zu sehen gewesen. Das gab mir zu denken! Was lerne ich daraus? Man sollte nicht voreilig Schlüsse ziehen, ohne zu wissen, wie etwas wirklich ist! Vielleicht war das der Auslöser.. jedenfalls war er plötzlich da: der Reisekoller.

Ich sah überall Gruppen von Menschen und Paare.. und ich fragte mich, was ich eigentlich da mache. Was ich mit der Fotografiererei überhaupt will und ob das alles Sinn macht. Ich hatte bereits ein paar Puffin Bilder.. Ziel erreicht. Also hätte es mir nichts ausgemacht, gleich nach Hause zu fahren. Zudem war ich weit weg von Reykjavik und wusste, dass ich den ganzen Weg wieder zurück muss. Ich begann zu grübeln.. und da war dieser liebe Mensch, der mich spürte und mir aufheiternde und motivierende Worte schickte.

Ich ging raus auf die Klippen, ohne zu fotografieren und nahm die Natur um mich herum in mir auf. Der Wind auf meiner Haut, der Geruch nach Salz und Meer, das Kreischen der Vögel, das Rauschen der Wellen tief unter mir. Es erfüllte mich mit innerem Frieden. Schnell ging es mir wieder besser und ich fühlte mich wieder dankbar und glücklich.

Am Abend nach 20 Uhe krochen die Papageientaucher aus ihren Höhlen hervor und natürlich machte ich dann doch wieder Bilder. Gut sind nicht alle gelungen, so dass ich dann von den viiieeeelen Bildern grosszügig löschen kann 🙂

Die Mitternachtssonne erlebte ich draussen in Breidavik, wo ich aktuell noch gerade sitze. Eine gute Entscheidung hier her zu fahren! Hier kann ich die Infrastruktur vom Hotel nutzen (Es gibt hier ein Campingplatz, ein Hof, ein Hotel und eine Kirche… fertig ist die Ortschaft)

Nun fahre ich zurück zur Fährstation und leiste mir die Überfahrt mit der Fähre zurück nach Stykkisholmur. Ich mag nun nicht mehr hunderte Kilometer den Fjorden entlang fahren.. Zumal das Wetter umgeschlagen hat und bis Ende Woche wohl mehrheitlich bedeckt und regnerisch sein wird.

Island letzter Teil

Nun geht die Reise zu Ende. Ich sitze am Flughafen in Keflavík und habe noch ein wenig Zeit, mir über die vergangen Tage Gedanken zu machen.

Die letzten zwei Tage hat es immer wieder geregnet und es war trüb. In der Schweiz ist es auch oft regnerisch.. Aber hier in Island kann es regelrecht trostlos sein, wenn alles grau und düster ist. Es kam mir vor, als wäre ich in einem schwarz-weiss Film.

Trotzdem habe ich auch die letzten Tage in Island genossen und bewusst wahrgenommen

Am Donnerstag fuhr ich zum Fährhafen in den Westfjorden. Vier Motorräder fuhren mir lange Zeit hinter her. Es sah toll aus im Seitenspiegel. Ich fand, es hätte ein tolles Foto gegeben. Alles grau in grau.. dann vier Maschinen mit Licht über der schwarzen Strasse.

Im Fährhafen kamen wir ins Gespräch und bei der Überfahrt nach Stykkisholmur, erzählten mir die Biker von ihren Reisen. Ich stellte fest, dass es erst das zweite längere Gespräch war, das ich in den letzten 10 Tagen geführt hatte.

Ich fuhr dann ziemlich unmotiviert nach Olafsvik. Ich hoffte, der Himmel würde aufreissen, damit ich noch einmal die Mitternachtssonne sehen könnte. Der Regen trommelte aber die ganze Nacht auf das Wagendach.

Gut hatte ich mein Bus! Ich sah viele Reisende mit Zelten oder in kleinen Wagen.. Und jedes Mal dachte ich: ’nein, aus diesem Alter bin ich raus‘ 😉

Gestern änderte ich noch einmal meine Pläne. In Akranes war irgendein Anlass und alles überfüllt. Daher fuhr ich bis nach Reykjavik und ging dort abends noch etwas durch die Stadt, bevor ich zum Campingplatz fuhr, wo ich die letzte Nacht verbrachte. Viel geschlafen habe ich nicht. Es war lärmig.. doch das war es nicht. Mir ging noch zu vieles durch den Kopf. Es kam mir vor, als würde ich die ganze Reise noch einmal erleben.

Fazit:

ISLAND ist immer noch sehr speziell. Es hat sich zwar in den letzten Jahren stark verändert, in dem viel mehr auf Tourismus ausgerichtet ist. Die Schafe laufen nicht mehr überall auf der Strasse herum und die meisten Strassen sind befestigt. Die raue Natur findet man etwas abseits der Strasse aber trotzdem noch. In den Westfjorden ist es noch urchiger. Da gibt es auch immer noch Schotterpisten und alles ist weniger überlaufen.

Mir gefallen die Gegensätze von Lava Landschaften, Eis und Gletscher, Klippen, Meer und schwarze Stränden. Wind und Wetter.. und die Menschen!

MEINE REISE verlief problemlos. Das Wetter war durchzogen.. Inselwetter halt. Mal so, mal anders. Auf die Wettervorhersage konnte man nicht gehen. Das Auto war toll und ich konnte vieles erleben und sehen. Es gefiel mir, einfach in den Tag zu leben, jederzeit selber entscheiden zu können, was ich gerade tun möchte, wo ich bleiben- und wohin ich fahren will. Ich änderte meine Pläne immer wieder, passte die Route den Gegebenheiten an und musste auch oft sehr flexibel sein.  So fuhr ich erst in den Süden und später zurück und wieder in den Nord-Westen.

ICH persönlich durfte für mich viele wertvolle Erfahrungen machen. Oft habe ich Dinge gemacht, die ich noch nie oder schon lange nicht mehr machen konnte. Zur Musik laut singend durch die Gegend fahren z.B. Oft habe ich über mich selber geschmunzelt und ich genoss das einfache Leben. Ich bin mir auf dieser Reise wieder nähergekommen und ich durfte feststellen, dass ich auch mit mir selber klar komme 🙂

Für all das bin ich von Herzen dankbar!

Auch, dass ich Island auf diese Art erleben durfte und natürlich auch für die liebe Begleitung und Unterstützung aus der Ferne, die ich erfahren durfte – von meiner Familie und von meinen Freunden.  Danke, schön dass es euch gibt!

So kehre ich in vielerlei Hinsicht bereichert zurück in die Heimat.

2 Kommentare

Peter A. Salvisberg 18. September 2022 - 21:26

Hallo Monika, ich habe von Deinen Island-Reisen gehört. Deine Berichte gefallen mir. Deine Erfahrungen interessieren mich. Auf meiner Webseite sind auch einige Island Bilder zu sehen.
Viele Grüsse, Peter Salvisberg

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monika 18. September 2022 - 23:03

Hallo Peter
Vielen Dank. Ich werde mir deine Bilder gerne auch anschauen.
Liebe Grüsse Monika

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